In der Marina Bouregreg im Fluss zwischen Rabat und Salé verbrachten wir eine wunderschöne Zeit und durften Land, Leute und die Kultur von Marokko kennen lernen. Die Leute sind alle sehr nett, freundlich und hilfsbereit.

In der alten Medina von Salé herumzuschlendern und einzukaufen ist immer wieder ein Neues Erlebnis.  Jedes Mal entdecken wir neue Winkel und Geschäfte. Wir fühlen uns schon richtig heimisch und die Leute kennen uns schon und grüssen herzlich.

Mit unseren eigenen Arbeiten kamen wir nicht so vorwärts. Zum Teil wetterbedingt, da es anscheinend in der Gegend von Rabat seit 60 Jahren nicht mehr so viel geregnet hat. Wir wollten ein neues Dachfenster in der Heckkoje montieren, dazu braucht es einige Tage trockenes Wetter. Auch die Maststufen liegen noch in unserer Backskiste bereit zur Montage und im Durchgang kommt die ganze Verkleidung herunter. Da wartet noch Arbeit auf den Kanaren für uns.

Viele kleine Reparaturen und Erneuerungen haben wir zwischen unseren Ausflügen erledigt. Langeweile kennen wir nicht und die Zeit verging wie im Fluge.
Einige Arbeiten konnten wir in Auftrag gegeben, dies zu organisieren braucht auch immer viel Zeit und Geduld, doch es hat sich gelohnt, wir sind über die Endprodukte begeistert. Hier einige Beispiele:

Abdel Aziz ist unser Spezialist für Plachen etc. geworden. Er fertigte für unser Dingi (aufblasbares Beiboot) einen Sonnenschutz, unser Sonnendach nähte er neu, „to make a copy“ so ist es für die Marokkaner einfach herzustellen, eine Wasserplache als Regensammler hat er nach Hanspeter‘s Plan hergestellt, so wie noch viele kleine Sachen. (1 m2 Plache  kostet hier CHF 7.00) Er arbeitet sehr sorgfältig und professionell und die Preise sind hier super günstig.

An einem Freitag (islamischer Sonntag) wurden wir von Aziz zum Couscous Essen eingeladen. Mhhh das schmeckte lecker und wir freuten uns, auf richtig marokkanische Art mit der rechten Hand zu essen. Seine Familie hat uns herzlich willkommen geheissen. Lilian konnte anschliessend mit seiner Schwester in den Hammann gehen, ein unvergessliches Erlebnis der besonderen Art.
Natürlich haben wir Aziz und seine Schwester Fatima zu uns auf’s Schiff zum Essen eingeladen. Leider will es der Brauch hier, dass die beiden nicht zusammen zu uns kommen möchten. Beide haben dann einzeln Hanspeter’s Küche, sowie den Einblick in unser Schiffsleben sehr genossen.

Für unsere noch sehr schönen, aber heiklen Polster im Salon, welche mit original beigem Amelstoff überzogen sind, haben wir einen Innendekorateur gefunden, welcher uns neue Hussen näht. Diese können wir nun abnehmen und waschen. Hanspeter hat sich gefreut einen guten Fachmann seiner Berufsgattung für diese Arbeit gefunden zu haben. Ebenfalls hat er uns neue Fenderüberzüge genäht. Das Problem war, geeignete Stoffe zu finden. Doch nach einigen Tagen ausführlicher Suche in den Souks von Rabat wurden wir fündig.

An einigen Festen und kulturellen Aktivitäten hatten wir die Gelegenheit teil zu nehmen.
Ein riesiges Festzelt wurde in der Marina aufgestellt, ausgekleidet mit einem hellen Satinhimmel, blauen Teppichen, weissen Sofas und Bartische, alles sehr gediegen. Zufällig fragten wir die richtige Person (es war der Direktor selbst, welcher am Festtag alles begutachtete), was hier für einen Event stattfinde. Wir erfuhren, dass das Projekt des neuen Bouregreg Quartiers www.bouregreg.com vorgestellt wurde. Interessierte Leute für Appartements, Geschäftslokale, Hotel- und Yachtbetriebe wurden eingeladen. Zu unserem Erstaunen bekamen wir ebenfalls eine Einladung. Wir freuten uns und waren gespannt, wie ein solcher Abend organisiert wurde. Unsere Befürchtung war, dass wir viele langweilige, für uns unverständliche Reden über uns ergehen lassen müssten. Der zweite Gedanke war: Was ziehen wir an? Es war kalt, ein schönes Sommerkleid kam nicht in Frage. Wir suchten und suchten und gruben das Beste was wir hatten hervor. Es stellte sich dann heraus, dass wir zwei bunte Vögel inmitten von Grau, Schwarz oder Braun, sehr elegant gekleideten Gästen waren. Die Männer trugen alle dunkle Anzüge, die Frauen moderne Minikleider oder Anzüge, ebenfalls alle in dunklen Farben. Traditionelle Jellabahs oder gar Kopftücher wurden nicht getragen. Einige Ölscheichs in ihrer hellen traditionellen Kleidung fielen ebenfalls auf.
Etwa 50 Kellner reichten Platten herum mit den denkbar besten Köstlichkeiten. Von der traditionellen marokkanischen Küche bis zu Sushi gab es alles. Zum Trinken gab es Wein, Champagner, Bier oder Saft so viel man wollte. Wir genossen den Abend mit dem feinen Essen und Trinken, mit beobachten der Gesellschaft und mit tratschen mit vier weiteren Seglern, welche noch kurzfristig eine Einladung erhielten. Übrigens es gab eine arabische Rede von ca. 15 min., ansonsten spielte eine Livemusik internationale Songs als Background. Unglaublich, die Gegensätze!!!

Drei Wochen später wurde ein noch grösseres und pompöseres Festzelt aufgestellt. Das Galadinner der Golf Trophy Hassan II wurde dort abgehalten. Die geladenen Gäste, unter anderem auch der Prinz von Marokko, fuhren mit den teuersten Limousinen vor, teils mit Polizeibegleitung. Wir zählten etwa 250 Kellner, nur um eine Vorstellung des Ganzen zu geben. Die Yachtis wurden auf Distanz gehalten und das verrückte war, das Dinner dauerte zwei Stunden, danach waren alle Gäste wieder verschwunden und der Zauber vorbei!!!  Dekadent der riesengrosse Aufwand, wenn man im Gegensatz dazu die Armut in der nächsten Umgebung sieht.

Am 26. Februar wurde der Geburtstag vom Propheten Mohammed gefeiert. In Salé wird ein traditioneller, in Marokko einzigartiger Umzug organisiert. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die Uhrzeit des Starts heraus zu kriegen war schwierig. Von 14 – 18 Uhr hörten wir alle verschiedenen Angaben. Um 15 Uhr machten wir uns gemeinsam mit Inge und Felice, holländische Segelfreunde, auf den Weg zum grossen Kreisel, wo zwei Tribünen aufgestellt worden sind. Dort ist der Mittelpunkt des Umzugs.
Militär bewachte die Abschrankungen und als wir nach dem Umzugsbeginn fragten, wollte dieser wissen woher wir kommen. Felice‘s Antwort war „von der Marina“. Sogleich wurden wir durchgelassen mit der Aufforderung uns auf den Tribünen einen Platz zu suchen! Um 18 Uhr kam dann der Umzug bei uns vorbei, wir waren dankbar von unseren Stühlen aus das ganze Treiben beobachten zu können. Musiker und Tänzer der Westsahara verkürzten einem die Wartezeit, zudem gab es rundeherum viel zu beobachten!
Am Umzug selbst nahmen verschiedene Gruppierungen von Salé und Umgebung teil. Musik und Tanzgruppen, berittene Gardisten in traditionellen Uniformen auf wunderschönen Araberpferden, blumengeschmückte Wagen, Fahrzeuge welche das traditionelle Handwerk von Salé repräsentieren und noch vieles mehr. Das bekannteste sind die von Hand gefertigten „Bougie“, welche Gruppierungen von Salé in feinster Handarbeit hergestellt und dann stolz am Umzug auf den Köpfen getragen werden. Die Zuschauer klatschten und jubelten den jeweiligen Gruppen zu. Eine wunderbare Stimmung, ein „Fastnachtsumzug“ auf Marokkanisch!

 

Am 8.März wurde der internationale Tag der Frau in Salé gefeiert. Die Prinzessin Lalla Meryem besuchte den Gemeindesaal und sprach vor geladenen Gästen. Die Frauen von Salé drängten sich trotz Regen um die Absperrung um nur einen Blick von ihr zu erhaschen. Geduldig, lachend warteten wir gemeinsam mit den anderen, schliesslich haben wir noch nie eine Prinzessin live gesehen. Nachdem diese dann schnell in eine Limousine stieg und davon fuhr wurde ein grosses Festzelt geöffnet, wo man die Handwerkskunst der Frauen aus den verschiedenen Gebieten von Marokko bewundern konnte. Diese Güter wurden dann während 10 Tagen verkauft und man erfuhr so manche Infos über die Herstellung der Arganprodukte, der Flecht- und Holzarbeiten, Schmuckherstellung etc.
Ja, die Marokkaner lieben Feste!   
       

Einzig schade ist, dass das Ein- und Auslaufen in Rabat seine Tücken hat. Die Hafeneinfahrt ist nur bei wenig Atlantikschwell, d.h. weniger als 2m Welle, passierbar. Andernfalls schickt einem die Hafenpolizei zum 40 sm weiter südl. gelegenen Hafen Mohammedia. (Ging uns ja auch so)! Man braucht Zeit und kann nicht immer auf ein bestimmtes Datum rein und raus. Doch wir sind überzeugt, dass wir nicht so schnell wieder eine so sichere und günstige Marina finden werden. Dazu kommt noch die tolle Umgebung und die lieben Menschen!