Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zum ca. 50 km entfernten Parque Nacional da Amazônia. Kurz nach der Stadt beginnt die Sandpiste und die Strasse ist gesäumt von braunen, staubigen Pflanzen. Es ist Ende der Trockenzeit, doch bisher hat es noch fast nicht geregnet. Die Transamazonia führt oft über hölzerne Brücken, immer wieder sieht man daneben die alten zerfallenen. Wenn bei Hochwasser eine dieser Brücken einstürzt dauert es wahrscheinlich Tage bis die Strasse passierbar ist.

Eine Tafel gibt uns an, dass es bis zum nächsten Ort 43 km sind und in die nächste Stadt 350 km.

Bald erreichen wir den Eingang zum Park. Die Basis liegt an einer idyllischen Wasserstelle, doch eine Tafel, welche von Zitteraalen im Wasser warnt, verbietet das Baden.

Der Zitteraal ist in der Lage Stromstösse zu erzeugen. Diese können sowohl zur Jagd als auch zur Verteidigung eingesetzt werden. Der Zitteraal kann eine Spannung von bis zu 500 Volt bei einem Strom von 0,83 Ampere und somit eine Leistung von 415 Watt erzeugen.Da vergeht uns die Lust auf ein kühlendes Bad.

Nach kurzer Fahrt sehen wir ein Faultier am Strassenrand liegen. Oh, das wurde angefahren oder ist krank, war mein erster Gedanke. Wir erfuhren jedoch von Gerson, dass die Faultiere zum „Kaken“ auf die Erde kriechen und nicht die Blätter, ihr Futter von oben her verunreinigen wollen. So kommt es, dass sie etwa ein Mal pro Woche, ihr Stoffwechsel ist sehr langsam, vom Baum runter steigen um ihr Bedürfnis zu erledigen. Am Boden bewegen sich diese Tiere doch so unbeholfen, dass Sie oft zur Beute von Adlern oder anderen Raubtieren werden. Unser Faultier gehört zur grösseren Gattung der Zweifinger-Faultiere. Diese sind hier selten zu sehen. Wir beobachten wie dieses faszinierende Tier sich auf dem Boden zum nächsten Busch schleppt, sich hochzieht und dann, für seine Verhältnisse, flink verschwindet.

Wir erreichen unsere Unterkunft und sind erstaunt über deren Komfort. In einem einfachen Holzhaus hat es eine Küche, ein Gemeinschaftsraum mit grossem Holztisch, WC mit Dusche und zwei Schlafzimmer.

Doch wir ziehen es vor im Freien zu übernachten. 50 m hoch über dem Fluss hat es eine gedeckte Aussichtsplattform. Die Hacken zur Befestigung der Hängematten sind an den Balken montiert und wir sind begeister von unserer Schlafstelle. Zuvor wollen wir jedoch den Tag in der Natur geniessen.

Luciane kann es nicht erwarten ins nasse Kühl vom Fluss ein zu tauchen. Ein Trillha führt dort hinunter und wir bestaunen unterwegs viele verschiedene Insekten, Pflanzen und freuen uns am Konzert der Vögel. Auf der kleinen Sandbank im Fluss entdecken wir hunderte von gelben Schmetterlingen. Sie sind gar nicht scheu und lassen sich gerne fotografieren.

Hanspeter und ich streifen noch etwas weiter durch den Urwald und erspähen von weitem eine Affenfamilie. An jeder Ecken gibt es etwas Spannendes zu entdecken, sei das spezielle Pflanzen oder Insekten.
Nun wollen auch wir ein Bad im Fluss geniessen. Wir freuen uns auf die Abkühlung, doch weit gefehlt das Wasser ist etwa 35° und bringt nur eine kleine Erfrischung.

Dass dieser Badeplatz auch schon vor langer Zeit beliebt war, zeigen uns diese Spuren von den Indios.

Diese Steine zeigen Schleifspuren wo die Indios ihre Werkzeuge geschliffen haben. Einen gleichen Steinbrocken sahen wir im Museum von Manaus.

Der Hunger lässt uns diesen schönen Platz verlassen und zu unserer Basisstation zurückkehren.
Die Ornithologen machen sich wieder auf die Rückfahrt und wir richten uns hier so richtig häuslich ein.
Gestärkt nach unserem Sandwich, hängen wir die Hängematten auf und testen die Mückennetzte, damit wir uns, wenn nötig beim Eindunkeln vor den Mücken retten können.

Wir geniessen gemeinsam einen „Chimarrão“, ein Mate- Tee, welcher aus einem Kalebassetrinkbecher getrunken wird und immer Reihum gereicht wird. Luciane und Gerson pflegen diese Tradition, welche in ihrer Heimat in Südbrasilien und vielen andern südamerikanischen Ländern zelebriert wird. Mmhhh, lecker, herb, Energie bringend und einfach gut!

Eine Affenfamilie besucht uns in den nahegelgenen Bäumen, Schwärme von grünen Papageien ziehen an uns vorbei und sogar die grossen Arapapageien sehen wir von unserem Aussichtspunkt aus, ihre markanten Schreie hört man schon von weitem.

Nach dem Eindunkeln zieht sich Hanspeter in die Küche zurück um für uns leckere Spaghetti an Tomaten-Thunfischsauce zu kochen.
Wir geniessen das feine Mal und sind glücklich an diesem tollen Ort zu sein.

Langsam kommt die Müdigkeit und wir krackseln unter die Moskitonetzte in unsere Hängematten.

Begleitet von einem nicht zu vergessenen Urwaldkonzert schlafen wir bald ein.